09 Februar, 2008

"Handy Muffala"

Hintergrund
In einem Artikel der brandeins beschwerte sich Alfred Gerber, 63 ­Jahre und Dozent an der Fachhochschule des Bundes Münster, dass seine Studenten während der Vorlesungen SMS schreiben. Regelmäßig verbittet er sich diese störende Ablenkung, weiß aber, dass viele einfach blind unterm Schreibtisch weiter tippen.[1]

Gerber: „Die versenden ihre Textnachrichten dann für mich unsichtbar
mit der Hand in der Tasche.“[2]
Idee
Mit dem Handy Muffala könnten die Studenten blind SMS schreiben üben und so ihr Können perfektionieren. So klappt das heimliche Tippen der SMS-Nachricht beim nächsten Mal schnell und fehlerfrei.

"Handy Muffala", Illustration: © Ivy Kunze


Referenzen
Muffala ist die mittellateinische Bezeichnung für Pelzhandschuh [3]. Dabei handelt es sich um eine röhren- oder taschenförmige Hülle, in die man von beiden Seiten die Hände steckt, um sie zu wärmen. Noch im 17. Jahrhundert wurde er von Männern und Frauen gleichermaßen getragen, wurde aber im 19. Jahrhundert zum reinen Damen-Accessoire.[4]
Das Handy Muffala hat die Form eines Muffs, soll die Hände jedoch nicht wärmen sondern verdecken. Er ist ein Ort zum Wohlfühlen, um das blind Schreiben von SMS-Texten so angenehm wie möglich zu machen und den Träger in Ruhe seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen zu lassen.
Funktional nutzt das Handy Muffala die Eigenschaften eines Filmwechselsacks. Dieser lichtdichte, meist doppelwandige Stoffsack mit ebenfalls lichtdichten Eingriffsöffnungen wird in der Fotografie bei der Arbeit mit lichtempfindlichen Materialien eingesetzt, unter anderem beim Wechsel von teilbelichteten Filmen. [5] Das Handy Muffala muß ebenfalls absolut lichtdicht sein, um sicherzustellen, dass das Handy-Display für den SMS-Schreibenden nicht sichtbar ist.


Realisierung
Eine Herausforderung in der Realisierung des Handy Muffalas war das Finden eines absolut lichtdichten Stoffes, der reinweiß und hautsympathisch zugleich ist. Ich entschied mich für die Kombination eines Verdunklungsstoffes mit einem elastischen Bündchenstoff. Das Innere des Handy Muffalas ist mit dem angenehm weichen, kühlenden Vorhangstoff Dimmer ausgekleidet, dessen Verdunklungseffekt durch eingearbeitete schwarze Fäden erreicht wird. Somit kann das Handy-Display nicht durchscheinen und trotzdem bleibt die äußere Hülle reinweiß.

Genäht hat das Handy Muffala nach meinen Vorstellungen freundlicherweise Ingrid, die Oma meines Sohnes. Die ersten Blindversuche mit dem fertigen Muff zeigten, dass unsere SMS kürzer werden, wenn wir nicht mehr hinsehen dürfen – ein :-) tut es dann auch.

"Handy Muffala", Verdunklungsstoff Dimmer und elastischer Bündchenstoff, © Ivy Kunze


"Handy Muffala" in Anwendung, © Ivy Kunze, Digitaldruck, 51 x 34cm


"Handy Muffala" in Anwendung, © Ivy Kunze, Digitaldruck, 51 x 34cm

[1] Ramge, Th., In: brandeins, 7/2007
[2] ebd.
[3] Brockhaus, 1998
[4] dabu, In: Der Standard, 5.3.2007
[5] Wikipedia - Die freie Enzyklopädie

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