24 Juli, 2007

Googleability

Googleability steht für den Ruf in der virtuellen Welt. Das virtuelle Image generiert sich aus eigenen Websites, Namenserwähnungen oder Einträgen auf Blogs und Foren. Es ist verletzlich; denn es kann schwerer als in der realen Welt kontrolliert und nachträglich revidiert werden.

Der Google Cache speichert sämtliche Internetdaten für die Ewigkeit. Er ist eine virtuelle Fotokopie jeder durchsuchten Website, ein „gigantisches globales Zentralarchiv, ein Online-Gedächtnis, das alles sieht und weiß und fast nichts mehr vergißt“ [1] Der Google-Cache ist abrufbar, selbst wenn der Orginalinhalt verändert oder gelöscht wurde. Deshalb ist das nachträgliche Löschen von Internetseiten nahezu sinnlos. [3]
Jeder Klick im Internet wird heimlich registriert, ausgewertet und auf unbestimmte Zeit in Datenbanken gespeichert. [2] „Jede Aktion hinterläßt Spuren.“ Das Internet ist somit ein „Reservoir der Indiskretion“. Es läßt keine Intimität zu.[1]

Virtuelle Schlammschlachten
Schlammschlachten finden heutzutage im Internet statt. Wenige Klicks genügen, um einen Menschen über alle Landesgrenzen hinweg bloßzustellen oder falsche Wahrheiten über ihn zu verbreiten.
So richtet eine Ex-Freundin eine Website ein, wo sie alle privaten Daten ihres ehemals Geliebten veröffentlicht und darum bittet, daß sie weiter geleitet werden. Ein früherer Kollege stellt einen Geschäftsmann auf mehreren Foren bloß mit Schlagwörtern, wie „… wegen Betrugs, Vertragsbruchs, Bildung einer mafiösen Vereinigung, Aufzwingen von Sklavenarbeit …“ [2]

Im Internet findet ein Sittenwandel der User im Umgang miteinander statt. „Jeder mustert Jeden“ [1] 80 Prozent der Inhalte auf Blogs sind „vulgär, anstößig, beleidigend und pornografisch sowie 6% mit Trojanern verseucht“ [2]

Fehlende Medien- und Technikkompetenz
Nutzer sind technisch auf dem neuesten Stand. 2/3 der Nutzer haben mittlerweile DSL, 40,8 Mio einen Internetanschluß. Es gibt mehr Silver-Surfer als Minderjährige. Aber intellektuell ist der User zurück geblieben.

Manche Nutzer gehen mit dem Internet so um wie mit einem CD-Player oder Fernseher: „kaufen, auspacken, anschließen, fertig.“ [2] Sie stellen auf Kontaktbörsen, wie myspace, StuiVZ, stayfriends gedankenlos Bilder von Saufgelagen ein oder plaudern sexuelle Vorlieben aus. Da interessante Daten von anderen Nutzern verlinkt oder kopiert werden, verbreiten sich besonders delikate Details in Windeseile. Sind Daten einmal veröffentlicht, ist es nahezu unmöglich, sie aus dem Online-Gedächtnis zu verbannen.

Studivz als Karrierekiller

Personalchefs machen sich heutzutage gern via Internet ein Bild über Bewerber. Da kann ein voreilig gemachter Eintrag schnell zum Karrierekiller werden.

Bundesbeauftragte für Datenschutz Peter Schaar:
„Sie [die Nutzer] werden sich eines Tages dafür verfluchen, was sie alles von sich preisgegeben haben.“ [2]
Der Kieler Datenschützer Martin Rost wundert sich über die naive Offenherzigkeit vieler Nutzer:
„Wir haben durch Erziehung und Erfahrung gelernt, mit Angehörigen in der Familie, mit Nachbarn, Bekannten, Freunden, Kollegen, Vorgesetzten oder mit Passanten auf der Straße unterschiedlich vertraut umzugehen (…) im Netz aber, wo wir nicht mehr wissen, mit wem wir es überhaupt zu tun haben, ob der andere tatsächlich derjenige ist, als der er sich ausgibt, sind viele so offen wie bei einem Gespräch im engsten Familienkreis.“ [2]
Kettenmails mit lustigen Videoanhängen, landen irgendwann bei Youtube und werden von Leuten angeguckt, für die sie nicht bestimmt waren.

Besonders bei amerikanischen Teenagern stellt das offenherzige Posten persönlicher Intimitäten ein Problem dar; denn hinter einer "Chat-Freundin" verbirgt sich allzuoft ein "älterer Herr" mit anderen Absichten. Das National Center for Missing & Exploited Children startete deshalb eine Online-Kampagne mit dem Slogan „Think before you post!“. Die dazugehörige Website cybertipline.com soll Teenager über veröffentlichen persönlicher Daten informieren und sie somit vor Übergriffen in die Privatssphäre schützen.

[1] o.V., „Alles kommt raus. Karrierekiller Google“, In: Wirtschaftswoche, wiwo.de, 27.4.2007, 16:37 Uhr
[2] Bier, Peter, „Denn sie wissen nicht, was sie tut“, In: brandeins, 6. Juni 2007
[3] o.V., „Abweisen und täuschen“, In: Wirtschaftswoche, wiwo.de, 27.4.2007, 16:36 Uhr

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